Sonntag, 1. November 2015

Montserrat - Katalonien (6)

 2015 Blog
„Montserrat und Lleida“ (6)
Ort: Katalonien, Spanien
Verschieden Touren

Soll es eher Kletterei mit Kulturangebot oder „Kulturei“ mit Kletterpassagen sein? Jedenfalls wurde es auch diesen Herbst wieder Spanien bzw. die noch-nicht-autonome Region Katalonien. Conny entdeckte im Umland von Barcelona kletterbare Steinformationen, wobei nicht die Sagrada-familia-Südwand gemeint war. So ging’s mit dem Flugzeug nach Barcelona und mit dem Auto eine Autostunde weiter nach Collbató bei Montserrat. Die für Spanien nicht untypische Infrastruktur führt uns letztlich in ein Seminarhotel, wo wir zu unserer Überraschung völlig alleine untergebracht wurden. Hatte etwas von der Stimmung wie im Film „Shining“ mit Jack Nicholson (für die, die vor den 80ern geboren wurden). Nach einigen Tapas, 2 bis 3 Bier und 5 verlorenen Billiard-Runden (Friedl :-( ) waren wir endlich in Spanien angekommen.
Am nächsten Tag ging es dann gleich mal auf die Kletterpiste. Falsch: Konjunktiv – „wir würden gegangen sein“ oder so. Leider spielte das Wetter nicht mit und so fuhren wir erst mal zum Sightseeing ums Eck nach Barcelona. Kennt das jemand ;-)? Am nächsten Tag trocknete das Wetter etwas auf und so ging es los. Im Sektor Can Jorba lockt uns die Route Bego-Miguel-Kush mit 6 Seillängen im V. Schwierigkeitsgrad. Es sollte eine erste Gewöhnung in die montserrater Konglomeratkletterei sein. Wir wählten diese Route auch in der Erwartung, dass es eine der wenigen sein würde, die nach den gestrigen Regenfällen in der Sonne am schnellsten auftrocknet. Die Zufahrtsstraße war mit unserem Leihwagen nur im SM-Stil zu bewältigen. Vor allem eine verschlammte Bachquerung konnte nur mit viel Beschleunigungsmasse und etwas Unterbodenkaltverformung gemeistert werden (ergo: kauf nie einen Ex-Leihwagen, niemals!).  Etwas Orientierungsgeschick war dann für den weiteren Fußweg notwendig.  Nun, der Einstieg war unter dichtem Laubwerk verborgen, was haftungstechnisch mal eine erste Ernüchterung war. So wurden die ersten 3 Klettermeter sicherheitshalber – und auch sehr originell -  über einen benachbarten Baum bewältigt. Ehrlich gesagt war unser Vertrauen in die Belastbarkeit der wenig vertrauenserweckenden Konglomeratgriffe   und –tritte doch eher von bescheidener Natur. „Ob das hält“. Vor allem waren doch zwischen den Sicherungen einige Klettermeter über rutschige kugelige Trittchen zu meistern. Mit zunehmender Auftrocknung  fing das Ganze aber an,  immer mehr  Freude zu machen. Passagen im leichteren Bereich waren dann auch schon mal über 10 bis 15 Meter ungesichert zu bewältigen.
An einem der folgenden Tagen folgte ein kleiner Ausflug nach Lleida. Leider waren wir von den sehr seckigen und abgegriffenen Routen (Bsp.: Musical express) nicht wirklich angetan. Nach einer Seillänge Rutschpartie war dann der Enthusiasmus für die beeindruckenden Felswände getrübt. Wieder retour nach Montserrat. Wunderschön war auch der "Klassiker" El Kraken", eine auffällige Wand in der Gegend.
Jedenfalls sieht uns die Bergwelt rund um Barcelona wieder. Auch wegen den verlockenden Alternativ-Möglichkeiten, falls mal das Wetter nicht so mitspielt.



Anfahrt nach Montserrat

Typische Orgelpfeifen
Conny in der Aufwärmphase
Einstiegssuche
Adjustierungscheck
Origineller Einstieg über den Baum
Conny auf Tuchfühlung mit dem montserrater Konglomerat
Bego-miguel-kush (so um 5 bis 6 herum)
Hoch über der katalanischen Chlorophyll-Zone
' schon mal wer eine Waschbetonplatte hochgeklettert?
Wahrscheinlich einer der schönsten Standplätze!
Conny im Vorstieg
Die letzte Seillänge
Geht ganz schön in die Zehen.

Standplatz fast erreicht.
Einfach nur chillig
Zustieg "El Kraken"
So viele Kletterrouten!
Einstieg "El Kraken"
Conny in der "El Kraken"
Super Vorstiegsmoral von Conny!
Pause verdient
Am Ausstieg
Wunderschöne Konglomerat-Wand
Da lacht er...
 

Da ist sie schon wieder.... die Affeneule!
Abstecher nach Lleida
Glatt wie ein Touchscreen ohne App
Da hängt noch einer von Gestern in der Schlüsselstelle!
Beeindruckende Wand
Da hängt der kleine Friedl im Dacherl!
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Wieder retour im Montserrat




 




 






 
 
Nächstes Trad-Projekt: Sagrada-familia-Südwand inkl. Audioguide



Samstag, 3. Oktober 2015

"Seeblick" Trisselwand (7)


03.10.2015
„Seeblick“
Ort: Trisselwand, Aussee
12 Seillängen (Wechselführung mit Conny)
 (-6(F)/3(C)/6(F)/4(C)/6+(F)/4+(C)/6-(F)/5+(C)/6+(F)/7-(F)/7(F)/7 (F))

Aufgrund der Wettervorhersage wurde unser Plan, die Route „Seeblick“ in der Trisselwand zu erklettern, auf den Samstag vorverlegt. Auch in Dankbarkeit dafür, dass es sich in diesem Jahr noch ausgeht. So ging’s früh los, noch schnell zum Supermarkt Jause kaufen und ab zum Trisselwandwirt. Nach einem einstündigen Zustieg  kamen wir nach einem „Vergeher“ letztlich bei der Einstiegshöhle an. 
Die ersten beiden Seillängen des Reinlwegs zeichneten sich vor allem durch Brüchigkeit des Gesteins und mangelnder Sicherungsmöglichkeiten aus. Nicht einmal theoretisch wollte ich mir einen Rückzug in nächtlicher Stunde in dieser Passage vorstellen. Somit "eyes-wide-shut" bzw.  Augen zu und zweckoptimistisch nach vorne schauen. Auch in der Hoffnung, dass die folgenden Seillängen, wie in der Topo versprochen, solider gestaltet sind. Aufgrund der optimalen Wetterlage war in der Wand auch schon ein gewisses Gedränge, wobei sich die Seilschaften auch auf die Route „Sommernachtstraum“ verteilten. Zu beachten ist lediglich, dass sich die Routen „Seeblick“ und „Sommernachtstraum“ in der 3. Seillänge (bzw. 4. Seillänge Sommernachtstraum)  gleichrangig kreuzen (Vorrangregel beachten ;-)) d.h. dass die „Seeblick“ links, die „Sommernachtstraum“ rechts von der 3. Seillänge des Reinlwegs beginnt.

Die erste Seillänge verlief im leichten VI. Grad auch über eine schöne Platte mit schönen, wenn auch kleinen Tritten und Leisten. Die leichte 2. Seillänge war wieder von stärkeren Auflösungserscheinungen betroffen. In der 3. Seillänge befand sich anfangs ein kleiner, schwierigerer Aufschwung, wobei aber immer gute Griffe und Tritte auffindbar waren, auch wenn man etwas tüfteln und probieren mußte. Am unbequemsten ist jedoch der Standplatz, da man hier so manchen Querschläger vom Stügerweg abfängt. Allgemein rumpelt es in der Trisselwand recht ordentlich.  Weiter geht es in einer stärker geneigten, griffigen Platte,  wobei Sicherungspunkte eher rar sind. Sie sind in diesem festeren IIIer-Gelände auch nicht wirklich notwendig. Beruhigend ist jedenfalls der zunehmende Abstand zum Stügerweg, wo sich immer mehr Seilschaften zum Felsputzen vereinigt haben. Dann folgt wieder eine leichte Linksquerung im IVer. Die 5. Seillänge (VI/VI+) war vor allem im oberen Bereich ein interessanter und fordernder Abschnitt, auch weil  Leisten und Tritte kleiner und seltener wurden. Aber letztlich war es eine sehr solide, leicht geneigte Platte. Für eine Seilschaft vor uns war das eine der Schlüsselstellen. Diese Stelle ist jedenfalls in der Gesamtheit definitiv schwieriger als die VIIer-Ausstiegsseillänge.  Bei der folgenden 6. Seillänge zeigt sich auch, dass auch eine IV+ kein Selbstläufer ist. Nach den beiden folgenden homogenen Platten im leichten VIer-Bereich war erst mal wieder Pause angesagt. Vor den schwierigeren Ausstiegsseillängen kam es zur Staubildung der Seilschaften. Die 9. Und 10. Seillänge waren dann auch etwas anspruchsvoller als die Seillängen zuvor. In der 11. Seillänge durfte dann mal ordentlich zugepackt werden, wobei man den kleinen Überhang am besten direkt angeht, auch wenn sich links davon schöne, verlockende Schuppen befinden. Es finden sich bis zum nächsten Stand wunderschöne Henkel, die auch die Oberkörpermuskulatur etwas fordern. Die Abschlussseillänge ist meines Erachtens einer der leichtesten Abschnitte in der Route. Der VIIer bezieht sich vermutlich nur auf den am letzten Haken erforderlichen trittarmen Zug an einer schmalen Auflegerleiste. Wer das aber nicht mehr will (weil in Gedanken schon beim Wirten) kann auch gerne nach rechts zu einer verlockend schönen Schuppe in einer Parallelroute ausweichen. 

Die Route "Seeblick" ist allgemein gesehen sehr gelungen, wobei auch der Ausblick zu berücksichtigen ist. Mit Ausnahme der 11. Seillänge und einiger brüchigeren Zonen zieht die Route sehr homogen durch kleine Leisten und Tritte. Steinschlag ist allgegenwärtig, da kann man nichts machen. Die Standplätze sind vorbildlich mit Abseilringen ausgestattet. Lediglich bei den ersten beiden Reinl-Längen frägt man sich, warum man hier nicht den einen oder anderen Sicherungshaken montiert. Hier geht so manche unerfahrene Seilschaft zum Stügerweg (3er-Route).Und so manche Seilschaft steigt zu spät in die Wand ein, um den Sonnenuntergang vor den 4 Abschlussseillängen bewundern zu können. Der Wirt unten konnte uns aber rückbestätigen, dass in der Route Seeblick so gut wie noch nie jemand hängengeblieben ist. Da glaubten wir fast an ein Wunder.

Blick zur Trisselwand
Der Zustieg zur Trisselwand in malerischer Kulisse
Am Ziel: die Höhle am Einstieg zum Reinl-Weg
Conny in Lauerstellung!
Kampf durch das Schottergelände am Reinlweg.
  
Antritt zur ersten Seillänge der "Seeblick"

Stillleben am Stand


Conny auf der Flucht vor dem Steinschlag vom Stügerweg.
In der 5. Seillänge. 


Gibt's einen schöneren Ausblick: Altaussee ohne Bierzelt
Wird nicht schöner!
In der 6. Seillänge an den Latschen vorbei.
Diese Schönheit in der 7. Seillänge. Man beachte auch den See im Hintergrund.
Stand in der 7. Seillänge


Posing für das Panorama.
Schöne 5er-Platte in der 8. Seillänge

Jetzt erst mal Pause mit Jause.
In der 9. Seillänge
Conny (fast) immer gut drauf.
Da kommen noch einige nach.
Volle Konzentration in der 10. Seillänge mit einer leichten Querung.
Schlüsselstelle geschafft!
Conny an der Schlüsselstelle in der 11. Seillänge

Blick zum Gipfelkreuz
Imposanter Blick "woswoasiwohin".
Noch einmal ziehen und Schluss. Ausstieg! Wirt!
In der letzten Seillänge dem Ziel so nah.

Und die frechen Bergdohlen. Oder doch Eulen? Affeneulen!
No words!!!

Perfektes Timing: zum Sonnenuntergang am Gipfel.